Medizin und Mobbing

Dass Stress krank macht, ist heute allseits bekannt. Mobbing ist Stress - negativer Stress, der sich meistens zuerst durch vielfache körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Schlaflosigkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Panikattacken und Bluthochdruck äußert. Die Liste der Beschwerden kann ohne weiteres noch um diverse Symptome erweitert werden. Das Immunsystem kann irgendwann diesen Einwirkungen nicht mehr standhalten und so treten weiter vermehrt auch Infektionskrankheiten sowie Autoimmunerkrankungen auf. Wer das alles noch ignoriert, dem drohen neben Magen-Darmgeschwüren, Asthma vielleicht sogar Schlaganfall oder/und Herzinfarkt.

Millionen Menschen leiden heute - oft stillschweigend - unter Mobbing und sind dadurch stark in ihrer Gesundheit gefährdet. Die Konsequenz aus diesen belegbaren Tatsachen wäre es, dem Mobbing mit aller Konsequenz entgegenzutreten. Denn aus Mobbing am Arbeitsplatz wird schnell andauernde Arbeitsunfähigkeit. Leider findet diese Tatsache bis heute bei vielen Politikern und auch bei Medizinern kaum Beachtung. Ein unangenehmes Thema eben, dem die Verantwortlichen gerne aus dem Wege gehen.

Wir möchten hier nicht weiter auf die gesundheitlichen Symptome und Behandlungsmethoden bei psychischer Fehlbelastung durch Mobbing eingehen, da es schon genügend Informationen hierzu im Internet und in diversen Lektüren gibt. Unsere  Selbsthilfegruppe hat leider auch kein Universalrezept für jeden einzelnen. Vielmehr möchten wir an Mobbingbetroffene und an die somit ebenfalls betroffenen Mediziner appellieren, Mobbing am Arbeitsplatz nicht als Kavaliersdelikt herunterzuspielen, sondern die Patienten umfänglich und sorgsam nach allen Regeln der Berufsordnung und dem geleisteten Gelöbnis für Ärzte zu betreuen, zu begleiten und dem menschenverachtendem System Mobbing entschieden entgegenzutreten. Wie mag es sich anfühlen, wenn der Arzt einen wieder in die Hölle des Mobbings schickt? Nicht wenige Gruppenmitglieder haben gerade hier leider nicht nur Gutes über Mediziner zu berichten.

Vielleicht erinnern sie ihren Arzt an sein Gelöbnis...

Gelöbnis
Für jede Ärztin und jeden Arzt gilt folgendes Gelöbnis:

“Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.
Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben.
Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit meiner Patientinnen und Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein.
Ich werde alle mir anvertrauten Geheimnisse auch über den Tod der Patientin oder des Patienten hinaus wahren.
Ich werde mit allen meinen Kräften die Ehre und die edle Überlieferung des ärztlichen Berufes aufrechterhalten und bei der Ausübung meiner ärztlichen Pflichten keinen Unterschied machen weder aufgrund einer etwaigen Behinderung noch nach Religion, Nationalität, Rasse noch nach Parteizugehörigkeit oder sozialer Stellung.
Ich werde jedem Menschenleben von der Empfängnis an Ehrfurcht entgegenbringen und selbst unter Bedrohung meine ärztliche Kunst nicht in Widerspruch zu den Geboten der Menschlichkeit anwenden.
Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern sowie Kolleginnen und Kollegen die schuldige Achtung erweisen. Dies alles verspreche ich auf meine Ehre.”

 

Erschreckt hat uns auch die Erkenntnis, dass viele Mediziner immer noch nicht wissen, das Mobbing mehr ist als nur ein wenig Ärger zwischen Kollegen, sondern hier ernst zu nehmender Psychoterrtor stattfindet. Wohl dem Soldaten, der psychisches Leid auf den Schlachtfeldern des Krieges erleidet. Doch, ohne Patronen und Kanonen, aber mit ähnlich psychischer Gewalt findet heutzutage an vielen Arbeitsplätzen ähnliches statt wie auf Schlachtfelder. Dieses ist auch auf der Seite 4 der Broschüre "Wenn aus Kollegen Feinde werden", der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zu lesen: Psychokrieg! Hier wird jemand systematisch und oft mit vollem Wissen in die Erkrankung und ggf. Verrentung getrieben.

Wir konnten auf einer Veranstaltung der Ärztekammer Schleswig-Holstein im Jahr 2007 selber erleben, das teilnehmende Ärzte noch nicht einmal wussten, ob sie bei Mobbing überhaupt krank schreiben dürfen. Wir haben daraufhin ein Schreiben an verschiedene Ärzte verschickt, um in unseren kleinen Möglichkeiten die Mediziner mitzunehmen in die krank machende und die Existenzbedrohung durch Mobbing.

Ihr Arzt darf sie und ihre Gesundheit mit einer Krankschreibung schützen, wenn sie durch den Arbeitsplatz leiden und erkranken. Auch der Allgemeinmediziner/Hausarzt. Der Mediziner ist sogar verpflichtet sie zu schützen - sie erinnern sich: das Gelöbnis. Der Mediziner findet sogar den passenden Diagnoseschlüssel für die Krankenkasse in seiner EDV, um dieser den Grund der Erkrankung mitzuteilen:

Z56 Probleme mit Bezug auf Berufstätigkeit oder Arbeitslosigkeit

·         Z56.0 Arbeitslosigkeit, nicht näher bezeichnet

·         Z56.1 Arbeitsplatzwechsel

·         Z56.2 Drohender Arbeitsplatzverlust

·         Z56.3 Belastende Einteilung der Arbeitszeit; Schichtarbeit

·         Z56.4 Unstimmigkeit mit Vorgesetzten oder Arbeitskollegen

·         Z56.5 Nicht zusagende Arbeit, Schwierige Arbeitsbedingungen

·         Z56.6 Andere physische oder psychische Belastung im Zusammenhang mit der Arbeit

·         Z56.7 Sonstige oder nicht näher bezeichnete Probleme mit Bezug auf die Berufstätigkeit

Erkennen Sie sich wieder?

Bitte denken sie daran, wie wichtig der Diagnoseschlüssel auf der Krankschreibung ist. Er ist eine wichtige Dokumentation. Anhand dieses Schlüssels ist die Krankenversicherung gesetzlich verpflichtet, die Probleme an ihrem Arbeitsplatz der zuständigen Berufsgenossenschaft zu melden! Diese ist dann verpflichtet den Arbeitgeber aufzusuchen, um die krankmachenden Umstände zu untersuchen und darauf hinzuwirken, dass diese abgestellt werden! Zudem kann bei gerichtlichen Auseinandersetzungen ihr Krankheitsverlauf sehr wichtig und über Jahre genau nachvollzogen werden.

Unser Apell an die Medizin: Besser wieder präventiv und aktiv selber den Patienten unterstützen, als zu versuchen den Patienten mit Pillen und Überweisungen an Kollegen (z.B. Psychiater - die kaum einen zeitnahen Termin für den Patienten haben) das Übel Mobbing zu nehmen. Unterstützen sie den Betroffenen und hören sie zu, wenn die Seele ihres Patienten weint. Sie können auch mit Krankschreibung und einem gezielten Diagnoseschlüssel -  auch noch mit den ausgeschriebenen Worten "Mobbing am Arbeitsplatz" - ihren Patienten unterstützen. Denn nur so können und müssen Krankenkassen und Berufsgenossenschaften tätig werden. Helfen sie, die Psyche ihrer Patienten zu stabilisieren und verschreiben sie nicht leichtfertig und schnell Psychopharmaka. Diese lösen das eigentliche Problem des Mobbings nicht, sondern psychiatrisieren die Opfer! Psychopharmaka können zudem auch töten.

Unser Apell an die Betroffenen: Ziehen Sie sich nicht von der Situation zurück. Wenn krankheitsförderndes Mobbing an ihrem Arbeitsplatz  nicht durch klärende Gespräche beseitigt werden können, sollte man sich aus dem krank machenden "Gebilde" Arbeitsplatz zurückziehen. Sich zurückziehen bedeutet weder nachgeben, aufgeben, oder ein Versager zu sein. Es bedeutet, den Mut aufzubringen ggf. eine Konfliktlösung auf dem Rechtswege zu wagen und durch den Entzug seiner Arbeitskraft diese zu schonen und so zur der eigenen Gesundung beizutragen. Kündigen Sie nicht gleich. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt dazu auch nicht überreden oder drängen. Nehmen sie ihre Rechte als Arbeitnehmer in Sachen Arbeitsschutz und auch als Patient wahr und erinnern sie ihren Arzt an seine Pflichten ihnen gegenüber. Bitten sie um seine Mithilfe. Denn auch er kann und muss in seiner Aufgabe aktiv gegen Mobbing am Arbeitsplatz vorgehen.

Die moderne Medizin kümmert sich um ihre Krankheiten. Von diesen lebt sie. Um ihre Gesundheit müssen Sie sich selber kümmern.

Dr. Johann Georg Schnitzer

Die Krankheitssymptome durch Mobbing sind meistens psychisch und physisch. Denn Mobbing bedeutet extremen Stress. Da der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist, das zum einen soziale Kontakte braucht, zum anderen auch Anerkennung und Lob für seine geleistete Arbeit, um ein Erfolgserlebnis zu haben, welches zu seinem Wohlbefinden beiträgt, seine Leistungsfähigkeit steigert und ihn erfolgreich sein lässt, löst ein ungerechtfertigtes Ablehnungsverhalten Vereinsamungsgefühle und Missempfindungen aus. Diese Missempfindungen rufen enorme seelische Spannungszustände hervor, welche zu Stressreaktionen führen können. Dadurch entstehen Warnsignale wie Herzrasen, Kopfschmerzen und andere Schmerzen, Schlaflosigkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck. Das Bestehenbleiben der auslösenden Ursachen kann zu den verschiedensten Krankheiten, unter anderem Magen-Darmgeschwüre, Herzinfarkt, Schlaganfall, Asthma führen.   

Professor Leymann stellte bei seinen Untersuchungen folgende Symptome bei den Betroffenen am häufigsten fest:       

·         Kopfschmerzen 51 %

·         Rückenschmerzen 44 %

·         Einschlafstörungen 41 %

·         Depression 41 %

·         schnell reizbar 41 %

·         Nackenschmerzen 36 %

·         Konzentrationsmängel 35 %

·         Versagensangst 32 %

·         unterbrochener Schlaf 32 %   

Experten schätzen, dass etwa 20 % der Selbstmordfälle in Deutschland, also 30.000 jährlich, durch Mob bing am Arbeitsplatz ausgelöst werden.  

Quelle und weitere Informationen finden Sie unter: http://www.medizin-netz.de/umfassende-berichte/krank-durch-mobbing/

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